Wildwasser Karlsruhe

FAqs für Jugendliche

Häufige Fragen — und unsere Antworten

Sexua­li­sierte Gewalt ist, wenn jemand die sexu­el­len Gren­zen einer ande­ren Person über­schrei­tet. Das kann sowohl mit Berüh­rung (soge­nannte Hands-On-Taten), als auch ohne Berüh­rung sein (so genannte Hands-Off-Taten).

Beispiele wären:

  • Wenn dich jemand gegen deinen Willen zur eige­nen sexu­el­len Erre­gung anfasst oder sich von dir berüh­ren lässt
  • Wenn dich jemand zwingt, ihn/sie nackt zu betrach­ten oder ihm/ihr bei sexu­el­len Hand­lun­gen zuzuschauen
  • Wenn dich jemand zwingt oder über­re­det, dich auszu­zie­hen und/oder davon Bilder zu machen und zu verschicken
  • Wenn dir jemand gegen deinen Willen Pornos vorführt
  • Wenn dich jemand zum vagi­na­len, analen oder oralen Sex zwingt oder Dinge in dich einführt, also vergewaltigt

All das ist nicht ok! Du bist wich­tig, dein Körper gehört dir und du hast das Recht, dich zu schüt­zen. Du darfst bestim­men, wie, wann wo und von wem du ange­fasst werden möchtest.

Der Begriff sexu­elle Beläs­ti­gung wird oft genutzt, wenn die sexu­el­len Über­griffe als „weni­ger massiv“ gelten. Auch solche Über­griffe können sehr verstö­rend und belas­tend sein! Beispiele für sexu­elle Beläs­ti­gung könnte sein: unan­ge­nehme Berüh­run­gen ober­halb der Klei­dung, anstö­ßige bzw. ekelige Blicke, unan­ge­mes­sene Chat-Nach­rich­ten oder unfrei­wil­lig erhal­tene Nackt­bil­der, sexis­ti­sche oder ekelige Sprü­che. Viel­leicht kennst du Berüh­run­gen, Blicke oder Chat-Nach­rich­ten, die irgend­wie komisch oder ekelig sind und die nicht zu deinem Gefühl passen, ohne, dass du rich­tig sagen kannst, warum. Viel­leicht liegt das daran, dass das sexu­elle Beläs­ti­gung ist. Deine Gefühle sind wich­tig, du kannst ihnen vertrauen! Wenn dir sowas passiert, sprich am Besten mit jeman­dem darüber. Viel­leicht gelingt es dir sogar, der ande­ren Person deut­lich zu zeigen, wie du dich damit fühlst und sie in ihre Schran­ken zu weisen — niemand darf sowas mit dir machen!

Sexua­li­sierte Gewalt, Über­griffe und Beläs­ti­gung finden auch im Netz und in sozia­len Medien wie Twit­ter, Insta­gram, Whats­app und so statt. Das kann beispiels­weise so aussehen:

  • Jemand schickt dir gegen deinen Willen porno­gra­fi­sche Fotos zu.
  • Jemand erpresst Fotos oder Filme von dir.
  • Jemand bringt dich dazu, dich vor der Kamera auszu­zie­hen oder zu berühren.
  • Jemand macht anzüg­li­che Bemer­kun­gen oder fragt dich intime Fragen, zum Beispiel zu deinem Sexleben.

Täter und Täte­rin­nen gehen hier häufig so vor, wie auch im direk­ten Kontakt mit Kindern und Jugend­li­chen: Sie bauen eine Bezie­hung auf, erschlei­chen sich dein Vertrauen und verwir­ren dich. Oft machen sie dabei, zumin­dest anfangs, falsche Anga­ben zu sich. Zum Beispiel sagen sie, sie wären in deinem Alter, obwohl sie schon erwach­sen und viel­leicht sogar rich­tig alte Säcke sind.

Denk dran: Du weißt nie, wer hinter einem Profil steckt.

Viele Menschen denken bei sexua­li­sier­ter Gewalt an einen bruta­len Angriff durch einen frem­den Mann. Viele denken auch, sowas passiert nur in sozial schlech­ter gestell­ten Fami­lien oder sowas würden nur Menschen mit Pädo­phi­lie tun. Das stimmt nicht. Oft sind es „ganz normal“ wirkende Männer, die sowas tun. Aber es gibt auch einige Frauen, die sich an ande­ren vergrei­fen. Häufig sind es Perso­nen, die man kennt – zum Beispiel aus der Schule, dem Sport­ver­ein, dem Bekann­ten­kreis oder auch aus der eige­nen Fami­lie, manch­mal sogar die eige­nen Eltern oder Geschwis­ter. Manch­mal sind es auch Fremde – beson­ders bei sexua­li­sier­ter Gewalt im Netz. Komi­scher­weise sind Täter*innen oft beliebt, viele finden sie sympa­thisch. Manch­mal gehört das auch zu ihrer Stra­te­gie, denn die meis­ten Täter*innen gehen sehr gezielt und plan­voll vor. Auch Kinder und Jugend­liche können sich sexu­ell über­grif­fig verhalten.

Es gibt viele Jugend­liche, denen sowas passiert oder passiert ist: Es wird davon ausge­gan­gen, dass pro Schul­klasse ein bis zwei Schüler*innen sexua­li­sierte Gewalt erlebt haben, manch­mal schon als Kind. Sowohl Jungen, als auch Mädchen. Ist das dann normal? Wir finden, das ist ziem­lich verrückt – aber du bist nicht der einzige Mensch, dem so etwas passiert und du bist bestimmt nicht verrückt.

Nein, wenn du sexua­li­sierte Gewalt erlebt hast, bist du nicht schuld. Schul­dig ist immer die Person, die Gewalt ausübt — Niemand darf an oder vor dir sexu­elle Hand­lun­gen vorneh­men, wenn du das nicht möch­test. Auch, wenn du nicht deut­lich Nein gesagt hast – die Person weiß vermut­lich ganz genau, dass das nicht ok ist. Selbst, wenn du dich nicht gewehrt oder aus Angst oder ande­ren Grün­den mitge­macht hast, bist du nicht schuld. Es passiert auch, dass man erregt ist, obwohl man nicht mag, was passiert – das sind Reak­tio­nen deines Körpers, für die du nichts kannst. Übri­gens: Du darfst auch zu uns in die Beratung kommen, wenn du denkst, dass du schuld bist.

Du musst keine Anzeige stel­len. Für manche Menschen ist es gut und heilend, eine Anzeige zu stel­len, für andere ist der Prozess belas­tend. Wir empfeh­len sich vor dem Gang zur Poli­zei gut zu infor­mie­ren, was eine Anzeige bedeu­tet.
Wich­tig zu wissen ist: Ist eine Anzeige erst­mal gestellt, muss die Poli­zei ermit­teln. Auch als betrof­fene Person musst du bei der Poli­zei und viel­leicht vor Gericht aussa­gen. Es kann sein, dass du mehr­fach aussa­gen musst, was passiert ist. Der Prozess kann sich über Monate, manch­mal Jahre ziehen. Am Ende kann es sein, dass das Straf­ver­fah­ren einge­stellt wird oder ein Frei­spruch erfolgt. Es kann auch sein, dass die Tatper­son verur­teilt wird und du dich dann siche­rer fühlst.
Entschei­dest du dich für eine Anzeige, gibt es tolle Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten, die dir durch den gesam­ten Prozess helfen. Zum Beispiel eine Opfer­an­wäl­tin nur für dich. Du bist auf jeden Fall nicht allein!

Wir können dir erklä­ren, wie all sowas abläuft und mit dir gemein­sam über­le­gen, was für dich ein guter Weg ist.

Das hängt davon ab, was die Perso­nen möch­ten, die zu uns kommen: Wir rich­ten uns in der Beratung nach dir.

Wie genau eine Stunde hier aussieht, kann also ganz unter­schied­lich sein. Um dir eine Idee zu verschaf­fen, haben wir mal ein Beispiel aufge­schrie­ben, wie es ablau­fen könnte, wenn du das erste Mal zu uns kommst: Du klin­gelst und eine Bera­te­rin öffnet die Tür, bietet dir was zu trin­ken an und bittet dich in ein Bera­tungs­zim­mer. Viel­leicht bist du zusam­men mit einem Freund oder einer Freun­din da, dann darf die Person mitkom­men, wenn du das möch­test. Die Bera­te­rin stellt sich und viel­leicht die Bera­tungs­stelle vor und ihr lernt euch etwas kennen. Die Bera­te­rin ist inter­es­siert daran, warum du herge­kom­men bist, was dein Anlie­gen ist. Viel­leicht stellst du Fragen oder erzählst, was du gerade erzäh­len möch­test. Die Bera­te­rin hört dir zu, glaubt dir, nimmt dich Ernst und hat oft hilf­rei­che Antwor­ten. Bestimmt hat sie auch ein paar Fragen an dich – du darfst entschei­den, ob du sie beant­wor­ten möch­test. Viel­leicht werdet ihr zusam­men einen Plan schmie­den, wie es für dich gut weiter­ge­hen kann und was weitere Schritte sein können. Am Ende der Stunde würdet ihr schauen, ob und wie es in der Beratung weiter­geht, zum Beispiel ob und wann du wieder­kommst. Vermut­lich hat das dann unge­fähr eine Stunde gedau­ert. Natür­lich kannst du auch jeder­zeit gehen.

Letzt­lich läuft es immer ein biss­chen anders – und manch­mal läuft auch alles ganz anders. Zum Beispiel kann es sein, dass eine Person dachte, etwas erzäh­len zu wollen, aber dann fühlt sich das für sie plötz­lich zu schwie­rig an. Dann quat­schen wir statt­des­sen viel­leicht über Gott und die Welt oder spie­len ein paar Runden Uno zusammen.

So oder ganz anders: Wir rich­ten uns in der Beratung nach dir.

Nein. Du allein bestimmst, was du bei uns erzählst und was nicht. Manch­mal trauen sich Menschen nicht zu uns, aus Angst vor der Konfron­ta­tion mit dem, was passiert ist. Dabei muss sich bei uns niemand damit konfron­tie­ren: Wir respek­tie­ren deine Gren­zen und unter­stüt­zen dich in dem, was du möch­test. Manchen Menschen hilft es auch einfach, darüber zu reden, wie es ihnen jetzt gerade geht. Viel­leicht geht es dir schon besser, wenn du Unter­stüt­zung darin bekommst, mit deinem Alltag oder mit bestimm­ten Ängs­ten umzu­ge­hen. Oft ist es dafür nicht nötig, über das zu reden, was vorge­fal­len ist. Aber wenn du möch­test, darfst du natür­lich darüber reden.

Nein, die Bera­tungs­ge­sprä­che bei uns sind immer kosten­los. Ganz egal, wie viele.

Wenn du sexua­li­sierte Gewalt oder Über­griffe erfah­ren hast oder erfährst, ist es gut, dich damit an eine vertrau­ens­volle Person zu wenden – beson­ders, wenn die Gewalt noch andau­ert. Viel­leicht vertraust du einem guten Freund oder einer Freun­din, deinen Eltern, deiner Paten­tante, einer Lehr­kraft oder möch­test dich direkt an unsere Bera­tungs­stelle wenden. Wir unter­stüt­zen dich darin, aus der fiesen Situa­tion raus­zu­kom­men oder auch einfach, wenn du reden möch­test oder Fragen hast. Du kannst anru­fen, eine Mail schrei­ben oder mit uns chat­ten – alles auch anonym. Wenn du magst, verein­ba­ren wir ein persön­li­ches Gespräch bei uns in der Bera­tungs­stelle. Du kannst auch eine Vertrau­ens­per­son mitbringen.

Wenn du dich um einen Freund, eine Freun­din oder jemand ande­ren sorgst, kannst du deine Sorgen und Gedan­ken mit uns teilen und mit uns sortie­ren. Wir können zum Beispiel gemein­sam über­le­gen, ob und wie du die Person darauf anspre­chen kannst, ob die Person Schutz braucht und wie der Schutz ausse­hen könnte. Du kannst dich auch anonym bei uns melden: Tele­fo­nisch, per Mail oder im Chat. Viel­leicht hilft es auch, wenn du dich mit einer erwach­se­nen Person berätst, der du vertraust. Ihr könnt auch gemein­sam zu uns kommen.

Wo es eine Bera­tungs­stelle und andere Hilfs­an­ge­bote in der Nähe gibt, können Betrof­fene, Ange­hö­rige und andere Unterstützer*innen beim kosten­lo­sen und anony­men Hilfe­te­le­fon erfah­ren: 0800–22 55 530. Jugend­liche aus ganz Deutsch­land können sich dort auch online bera­ten lassen.

  • Sicher­heit im Netz: Inno­cence in danger enga­giert sich gegen Kinder­por­no­gra­fie und sexua­li­sierte Gewalt in den Medien. Sie haben Infos, Tipps und Tricks für deine Sicher­heit im Netz parat.
  • Zu über­grif­fi­gen Situa­tio­nen und star­ken Lösun­gen gibt es verschie­dene Comics auf YouTube: Die Fach­be­ra­tungs­stelle Zart­bit­ter Köln veröf­fent­licht auf ihrem Youtube-Kanal einige kurze Video­clips. In ihnen werden Jugend­liche beläs­tigt – und schaf­fen es, sich aus der Situa­tion zu befreien. Zum Beispiel im Clip „Szene machen“ wehrt sich Marie, als sich ihr Mitschü­ler neben ihr einen runter­holt und sie dumm anmacht. Im Video „Platz­ver­weis“ erzählt Simon seinen Mann­schafts­kol­le­gen, dass der Trai­ner ihn anfasst – und ist über­rascht, dass die ande­ren Jungen das auch kennen. 
  • Love­line — Das Jugend­por­tal zu Liebe, Sex und Verhü­tung beant­wor­tet deine Fragen rund um die Themen Liebe, Verhü­tung, Sex und Ausse­hen. Du kannst dich infor­mie­ren und hast die Möglich­keit, im Chat Kontakt zum Love­line-Team und ande­ren Jugend­li­chen aufzunehmen.
  • Die Broschüre „Erster Sex und große Liebe“ bietet Jugend­li­chen Antwor­ten auf Fragen rund um Sex, wie zum Beispiel: Ab wann darf ich Sex haben? Die fünf Kapi­tel „Liebe, Lust & Höhe­punkte“, „Mein Körper“, „Sex & das Gesetz“, „Sex & Inter­net“ und „Verhü­tung & Schwan­ger­schaft“ erklä­ren wich­tige Begriffe und enttar­nen gängige Mythen. Auch in Sachen Sex-Prak­ti­ken, ‑Stel­lun­gen und ‑Spiel­ar­ten nimmt sich die Broschüre kein Blatt vor den Mund, mit dem klaren Bekennt­nis zu sexu­el­ler und geschlecht­li­cher Vielfalt.
  • Jugend­bü­cher zu selbst­be­stimm­ter Sexua­li­tät: Da gibt es einige gute Bücher! Zum Beispiel in „Make Love“ von Ann-Marlene Henning kommt offen zur Spra­che, was viele Jugend­liche bewegt: Selbst­be­frie­di­gung, Erster Sex, Sexstel­lun­gen, Verhü­tung. Pornos werden aufge­schlos­sen thema­ti­siert, Pornolü­gen werden aufge­deckt, Leis­tungs­druck und Ängste genom­men. (Achtung: In dem Buch wird zur Straf­an­zeige bei sexu­el­lem Miss­brauch gera­ten. Die Autorin wird dies in künf­ti­gen Aufla­gen ändern. Sie und wir denken: Du musst selbst entschei­den, ob du für den Prozess bereit bist, und dich vorab gut darüber infor­mie­ren – zum Beispiel in einer Fach­be­ra­tungs­stelle wie uns oder bei einer Opfer-Anwältin.)

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10 Dinge, die du über uns wissen solltest:

1.

Wir glau­ben dir. 

2.

Wir nehmen dich ernst.

3.

Wir stehen auf deiner Seite.

4.

Wir haben viel Erfah­rung, wissen eine ganze Menge und haben oft gute Ideen. 

5.

Wir über­le­gen gemein­sam mit dir, was jetzt passiert und unter­stüt­zen dich in dem, was du möchtest. 

6.

Wir machen nichts ohne deine Zustim­mung oder Dein Wissen.

7.

Wir bera­ten auf Wunsch anonym — wenn du nicht möch­test, musst du uns deinen Namen nicht verraten.

8.

Wir haben Schweigepflicht.

9.

Wir haben Platz — wenn du möch­test, kann dich jemand beglei­ten, z.B. eine Freun­din oder deine Eltern. 

10.

Du bestimmst, worüber du reden möch­test, Du musst nicht erzäh­len, was du erlebt hast — aber du darfst!